Design auf den Punkt gebracht. So lässt sich Designwirkung steuern.

Diese gezielte Übersetzung von Emotionen ins Design zeigt, wie wir Designwirkung steuern und Emotionen erlebbar machen. Drei Flüssigkeitsbehältnisse bieten für die Verdeutlichung der Beziehung zwischen Design und Emotionen unser ideales Spielfeld. Aufgrund der vielfältigen Inhaltsoptionen (Wasser, Limonade, Alkohol, Chilisoße, Sprengstoff etc.) dienen sie als perfektes Beispiel. Mit primärem Fokus auf emotionalen Ausdruck und Designwirkung, wurden wirtschaftliche Faktoren nicht berücksichtigt.

Designwirkung planen

Wie sieht die Hülle des Lebenselexiers Wasser in 50 Jahren aus?
Wie hebt sich ein Getränk der Molekularküche von Limo ab?
Wie verkörpert sich das Werte- und Emotionsumfeld von Benzin?

Diese Fragen bilden den konzeptionellen Rahmen. Mit drei emotionalen Grundthemen geben wir Antworten und zeigen auf, wie sich mit dem Emotion Grid® Designwirkung planen lässt. Über den jeweiligen Kontext und die damit verknüpfte Werte- und Emotionsanalyse, stecken wir das Gestaltungsumfeld ab. Dabei wird für jedes Produktdesign eine strategische Positionierung mit zwei Basisemotionen – in unterschiedlicher Gewichtung – festgelegt.
Um eine möglichst differierende Beispiele aufzuzeigen, haben wir 3 polarisierende Emotionenspare gewählt. Dazu zählen: Zorn/Begierde, Überraschung/Interesse und Vertrauen/Trauer.

Lebenselixier Wasser:
Vertrauen und Trauer

Einer der wertvollsten und für das Leben notwendigen Rohstoffe auf der Erde ist Wasser. Während es bei uns noch im Überfluss verfügbar scheint, ist es andernorts bereits ein knappes Gut. Wir haben uns die Frage gestellt, wie die Hülle des Lebenselixiers Wasser in 50 Jahren aussieht und welche Werte dann damit verknüpft sind.

Molekular Limo:
Überraschung und Interesse

Seit vielen Jahren gilt sie als kulinarischer Geheimtipp und findet ihren Weg nach und nach in die Öffentlichkeit: Die Rede ist von der Molekularküche. Nach Bubble Tea und Konsorten sind weitere aufregende Konsistenz und Aromamischungen absehbar. Doch wie kann sich ein Getränk aus diesem Bereich über seine äußere Erscheinung von normaler Limo abheben?

Benzin:
Zorn und Begierde

Milliarden Liter werden täglich davon verbrannt. Der aus Erdöl gewonnene fossile Brennstoff Benzin wird immer knapper und auch immer kostbarer. Vielleicht wird es bald so sein wie früher, dass Benzin nur in der Apotheke erhältlich sein wird. Doch wie verkörpert sich das Werte- und Emotionsfeld dieser hochexplosiven Flüssigkeit?

Designwirkung eingrenzen


Aufbauend auf einer Kontext- und strategischen Positionierung lässt sich mit den Design Elements der Konzeptrahmen in den Dimensionen Form, Farbe, Materialität, Gliederung, Haptik und Handhabung eingrenzen. So bündeln sich bereits in der Konzeption des Designs die passenden Kernwerte und Emotionen.

Damit die Produktdesigns auf möglichst vielen Sinnesebenen mit den Betrachtenden in Kommunikation treten, sind die Emotionen sowohl optisch, als auch taktil erlebbar. Mittels Fühlen und das Handhabung werden selbst während der Verwendung die gewünschten Emotionen erlebbar.

Designwirkung eingrenzen Design Elements

Designwirkung steuern


Um Designwirkung gewinnbringend zu steuern, muss Klarheit über Kontext, strategische Positionierung und gestalterische Mittel herrschen. Nachfolgend zeigen wir wie sich das abgeleitete Design für die Emotionspaare Vertrauen und Trauer, Überraschung und Interesse, sowie Zorn und Begierde darstellt.

Designwirkung Vertrauen gestalten

Vertrauen gestalten

Eine vertrauensvolle Designwirkung kann unterschiedliche Gestaltungsformen annehmen. Um Design auf den Punkt zu bringen, sind Kontext, Positionierung und gestalterische Mittel ausschlaggebend.

Die klare Formengliederung, sowie Farb- und Materialwelten wirken hochwertig und ehrlich. Es wirkt sauber, rein und weich. Die Subemotion Trauer sorgt für die nötige Ernsthaftigkeit und weckt das Gefühl des Verlusts. Die Primärform wirkt passiv, bodenlastig, zurückgezogen und beschützt den auf der Unterseite befindlichen Trinkverschluss. Auch die Sekundärformen für das Handling wirken abschirmend und traurig. Die nach unten gebogene Einkerbung erinnert an heruntergezogene Mundwinkel und verwandelt sich beim Umdrehen in ein Lächeln. Die Gestaltung hat großen Einfluss auf die Handhabung. So kann diese Flasche aufgrund ihrer Beschaffenheit nur sehr behutsam und vorsichtig gegriffen werden.
Umschließen die Hände das Gefäß, so schmeicheln Form und Materialmix aus Hochglanzkeramik und Soft-Touch-Kunststoff bei den Griffnoppen der Handinnenfläche.

Designwirkung Interesse designen

Überraschung und Interesse gestalten

Kann Design überraschen oder gar Interesse wecken? Ja, mit den richtigen Mitteln.

Das Behältnis für die Emotion Überraschung sorgt auf den ersten Blick für Irritation. Formal ist das Objekt kaum zu erfassen, und die changierende Material- und Farbkombination verblüfft und weckt die Neugier. Dabei wirkt die Erscheinung fremdartig und aktiv, sie lässt sich nicht einschätzen, strahlt selbst sogar Interesse aus und weckt dieses zugleich beim Betrachter. Die ungleichmäßige Außenform verjüngt sich nach oben und sorgt mit ihrem verschobenen Einschnitt für Verwunderung. Wird der oberste Teil des Behältnisses abgezogen, zeigt sich eine Verlängerung des verschobenen Einschnitts, der in einer polygonalen Öffnung mündet. Formaler Individualismus und ein extrovertiertes Erscheinungsbild machen klar, dass sich die Emotion Interesse dicht an Überraschung schmiegt. Die strategische Positionierung trifft damit perfekt den Wertekern des darin befindlichen Inhalts.

Zorn und Begierde gestalten

Mit Design Begierde wecken oder Zorn ausstrahlen? Da diese Emotionen ähnlichen Motivationen entspringen, ist dies oft ein schmaler Grat.

Die auf der Triebachse im Emotion Grid® befindlichen Emotionen Begierde und Zorn umreißen exakt die Wertefelder von Benzin. Die optische Basis des Behältnisses strebt aggressiv nach vorne und erinnert mitsamt der Grifflamellen an einen unnahbaren Krieger. Materialwelten von dunklem Chrom und Gold im Inneren stellen Wertigkeit, Härte und Aggression deutlich heraus. Der schräg durchblitzende Einschnitt schützt das weichere Gold im Inneren und erinnert stark an eine Rüstung oder einen Schutzhelm. Das Design sorgt dafür, dass sich der Behälter schwer greifen lässt; womit es nicht nur in seiner visuellen Wirkung feindselig ist. Wird der spitz zulaufende Deckel abgezogen, gibt das Behältnis eine weichere, besänftigte Innenform preis, die Designwirkung ist hiermit eher gebändigt und nahezu trotzig.

Designing Emotion, Methods and Strategies for Designers

Mehr über diese Studie erfahren?

 

Theoretisches und methodisches Umfeld, die Übertragung in die Praxis und noch vieles mehr ist nachzulesen in unserem Buch Designing Emotion - Methods and Strategies for Designer, erschienen beim Birkhäuser Verlag.

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